Die Jüdin von Toledo erzählt die legendenhafte und fatale Liebesgeschichte des christlichen Königs Alfonso von Kastilien mit der schönen Jüdin Raquel. Im 12. Jahrhundert bereiten die christlichen Fürsten Europas einen neuen Kreuzzug gegen den Islam vor, der auch die muslimischen Städte Spaniens erobern soll. Während die Juden in Spanien ihren diplomatischen und wirtschaftlichen Einfluss einsetzen, um den Frieden zu sichern, werden sie überall in Europa bereits brutal verfolgt. In Feuchtwangers Roman prallen nicht nur die Interessen, Probleme und Weltanschauungen der drei monotheistischen Religionen aufeinander, sondern auch das vernichtende Wesen des (heiligen) Krieges, die Chance auf einen Dialog über Religionen hinweg und die Ehrfurcht vor dem Heldentum. In dieser hochspannenden Intrige von Liebe, Lust, Verrat und Ehrgeiz schwingen ständig auch die Fragen unserer Zeit mit.

DIESER ROMAN VON 1954 FRAGT: WAS IST EIN HELD? DEINE ANTWORT HEUTE DARAUF?

Johan Simons: Wenn Lion Feuchtwanger als jüdischer Schriftsteller gleich nach den Zweiten Weltkrieg nicht nur die Scheußlichkeit des Rittertums beschreibt, sondern auch dessen große Anziehungskraft, dann finde ich das erstaunlich und mutig und für heute genauso wichtig. In den Niederlanden diskutiert man, ob man Straßen, die nach fragwürdigen „Helden des Vaterlands“ benannt wurden, umbenennen sollte. Außerdem rufen prominente Niederländer mit surinamischen Wurzeln dazu auf, die Helden der schwarzen Emanzipationsbewegung stärker zu würdigen.

WIE PASST DIE GESCHICHTE NACH BOCHUM?

Johan Simons: Feuchtwanger glaubte an einen religions- und Ideologie-übergreifenden Humanismus, der auf dem Willen fußt, den Anderen in seiner Verletzbarkeit anzuerkennen. Das erinnert mich an die Geschichte der ersten Generationen Bergarbeiter, die über sprachliche, kulturelle oder religiöse Differenzen hinweg eine starke Solidarität entwickelten.

IST DIESE QUALITÄT HEUTE NOCH DA?

Johan Simons: Ja. Die spürt man im Ruhrgebiet immer noch, obwohl sich auch hier die Gesellschafft polarisiert. Wenn ich bei Feuchtwanger lese, wie ein jüdischer Geschäftsmann, ein muslimischer Arzt und ein christlicher Priester eine gemeinsame Verbindung suchen, dann denke ich: Es ist so unmodern – aber gerade deswegen so wichtig für heute.

 

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  • Dauer: 3:00h, eine Pause
  • Premiere: 01.11.2018
  • Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln
Video-Trailer: Die Jüdin von Toledo
Alle Beteiligten
Rollenbesetzung
Pressestimmen

Selten hat man ein so phantastisch zusammengesetztes Ensemble gesehen, bei dem alle mit gleichem Mut auftreten und doch höchst verschieden sind.
FAZ, Simon Strauß

Bochums neue Intendanz eröffnet mit einem triumphalen Ensemble-Abend und beweist, dass ein anderes Bühnenleben möglich ist.
FAZ, Simon Strauß

Johan Simons, dessen programmatischer Beginn in seinem Spiel-Sinn und in seiner Schwer-Kraft imponiert, erringt einen Sieg.
nachtkritik.de, Andreas Wilink

Mehr Pressestimmen

Ein Ensemble von ansteckender Energie.
Spiegel Online , Anke Dürr

Die Zuschauer feiern ihren neuen Intendanten, sein Team und vor allem sein Ensemble mit langem, lautem Applaus.
Spiegel Online , Anke Dürr

Die Schauspieler rennen, purzeln, fallen und knallen, ringen und rangeln, dass die Funken stieben und es kein Halten und keine Schonung (außer Knieschonern) gibt.
SZ , Christine Dössel

Das ist das große Pfund, mit dem die Inszenierung wuchert: die unbändige Energie, mit der das neue Ensemble diese alte Geschichte erzählt, und zwar mit unverkennbar aktuellen politischen Bezügen und in sehr heutiger Aneignung und Anmutung.
SZ , Christine Dössel

Am Ende begeisterter Applaus. Johan Simons hat mit der Jüdin von Toledo eine gelungene „Signatur“-Inszenierung vorgelegt, die zeigt, wie ernst es ihm ist mit seinem Vorhaben eines politischen, nach allen Seiten hin offenen Weltbürgertheaters.
SZ , Christine Dössel

In der Adaption von Lion Feuchtwangers Die Jüdin von Toledo wird das Mittelalter zum Spiegel, in dem beängstigend klar die Züge der Gegenwart aufscheinen.
NZZ , Bernd Noack

Es weht ein neuer Wind am Bochumer Schauspielhaus. Daran lässt die starke Eröffnungsinszenierung des neuen Intendanten Johan Simons keinen Zweifel.
Rheinische Post , Max Kühlem

Mehr als dreieinhalb Stunden intellektuelle Herausforderung, die nicht lang wird. Großer Beifall.
Westfälischer Anzeiger , Ralf Stiftel