Hubert Perschke ist Jahrgang 1947. Aufgewachsen ist er in Hannover und absolvierte dort eine Lehre als Fernmeldemonteur. Nach seinem Abschluss orientierte er sich neu und siedelte 1967 nach Essen um. Dort studierte er Sozialarbeit und später Sozialwissenschaft an der Ruhr Universität Bochum.

Seine erste Kamera erhielt Hubert Perschke mit 12 Jahren. Nach Jahren der eher privaten Fotografie begann er im Ruhrgebiet mit systematischen Fotoarbeiten. Neben der Industrielandschaft fotografierte er Menschen in ihren (prekären) Lebenssituationen.  

1977 nahm er an einem Fotowettbewerb zur Industrielandschaft teil und gewann den ersten Preis des damaligen Ruhrlandmuseums. In erster Linie sah er sich als Sozialwissenschaftler und siedelte 1978 beruflich bedingt nach Köln um und 1982 dann an den Rand des Hambacher Waldes.

Zu der Zeit war der Wald noch riesig und der Tagebau verschwindend klein. Der Wald lud einen ein, die Jahreszeiten zu erleben und sich vom Alltag zu entspannen. Noch war es möglich mit dem Fahrrad quer durch den Wald fahren. Doch je größer das Loch wurde, desto kleiner wurde der Wald. Heute ist der Tagebau gigantisch, der Wald um ein Vielfaches dezimiert und viele Orte sind nur über Umwege erreichbar.

Es muss nach 2005 gewesen sein, als Hubert Perschke ein älteres Ehepaar am Rande des Lochs stehen sah. Es weinte, schluchzte, trauerte seiner verschwundenen Heimat nach. Für ihn war das ein Schlüsselerlebnis, das bis heute nachhallt. Was bedeutet umsiedeln zu müssen für die betroffenen Menschen?

Als Nachbar von Manheim, dessen Kinder im dortigen Judoverein sportlich aktiv waren und im Manheimer Schwimmbad schwimmen lernten, nahm er sich vor, für die Bewohner des Ortes, die ab 2013 umsiedeln mussten, ein fotografisches Erinnerungsalbum zu gestalten. Weitere Publikationen und Ausstellungen zum Thema der Umsiedlungen und zur Vernichtung des Hambacher Waldes folgten.

Ebenfalls im Jahr 2012 wurde der Hambacher Wald erstmals besetzt. „Wald statt Kohle“, hieß der Slogan. Hubert Perschke war von Beginn an ein fotografischer Chronist des Widerstandes: Widerstand durch die Waldbesetzter und Widerstand durch die Bürgerinitiativen und viele mehr.

Neben diversen Ausstellungen u. a. im Landtag NRW, der Kreisverwaltung Düren und dem Stadtmuseum Iserlohn veröffentlichte Hubert Perschke die Bücher Mein Manheim – Ein Erinnerungsalbum, Düren 2013, Dividende frisst Heimat, Düren 2020 und Alte Heimat – Neue Zukunft, Düren 2024 (als Hrsg.).

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