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Auch in der zweiten Spielzeit von Johan Simons wird es unter dem Titel „Konzerte im Schauspielhaus – Powered by Brost-Stiftung“ ein Musikprogramm geben. Den Anfang macht, wie im vergangenen Jahr, Ritournelle – die lange Nacht der elektronischen Pop-Musik. Als Format berühmt und berüchtigt aus Ruhrtriennale-Zeiten, präsentiert sich hier die Schnittmenge aus internationaler Club-Avantgarde und digitalen Künsten. Aufwändige audiovisuelle Konzertshows wechseln mit abseitigen Performances und ungewöhnlichen DJ-Sets bis in die frühen Morgenstunden. Bei Ritournelle finden die internationalen Größen des elektronischen Undergrounds aus einer Vielzahl unterschiedlicher Nationen und Kontinente zusammen, um die Eröffnung unserer neuen Spielzeit zu feiern! 

RUNNING ORDER

20:00 Sophia Kennedy
21:00 Pollyester
22:00 Angel Ho
23:00 Zebra Katz
00:00 Jon Hopkins (DJ-Set)
01:45 Giant Swan
02:45 FAM_DJ Tryniti (DJ-Set)


In diesem Jahr wird das Line-Up von keinem Geringeren als JON HOPKINS angeführt, der derzeit als einer der wichtigsten Produzenten für elektronische Musik gilt – er arbeitete mit Coldplay, Brian Eno oder Four Tet im Studio zusammen. Seine Solo-Stücke bewegen sich elegant und klug zwischen zarten Ambient-Arrangements und abstrakt wummernden Technobeats – intelligente Tanzmusik also in bester Tradition des OEuvres von Aphex Twin, der in jüngster Zeit immer wieder gemeinsam mit Jon Hopkins auf den Festivalbühnen dieser Welt steht. Nach seinem Durchbruch mit dem Album Immunity legte Jon Hopkins im letzten Jahr mit Singularity nach, was von Kritik und Fans einhellig gefeiert wurde. Für das Schauspielhaus Bochum bereitet Hopkins ein zweistündiges DJ-Set vor, das die unterschiedlichen Aspekte seiner vielseitigen Musik spiegelt.

Das große Konzert-Highlight im Rahmen von Ritournelle ist definitiv ZEBRA KATZ, seines Zeichens strahlende Ikone des queeren HipHop, der einen seiner seltenen Auftritte geben wird, um sein brandneues Album zu präsentieren. Mit seiner monströsen Hymne Ima Read („I’m gonna bring that bitch to college / I’m gonna give that bitch some knowledge“) verwies er 2012 auf die strahlende Ballroom-Szene New Yorks und stellte Identitätskonzepte im HipHop auf den Kopf. Nachdem Fashion Designer Rick Owens das Stück für den Laufsteg verwendete, gab es kein Halten mehr. Zebra Katz’ Konzerte sind eine seltsame Mischform aus ausufernder Party und schamanischem Ritual: wild, sexy und völlig unberechenbar – und damit ideal für die Theaterbühne.

GIANT SWAN könnte man als ungeschliffenen Diamanten bezeichnen; man würde den beiden britischen Musikern damit allerdings kaum gerecht. Schleifen würden die sich nämlich nie lassen. Roh und kantig geht es entsprechend in ihren Live-Acts zwischen Noise und Techno zu, durch die sie mittlerweile eine gewisse Berühmtheit im Underground erlangt haben. Denn irgendwann scheint die Sache immer aus dem Ruder zu laufen. Spätestens wenn einer von beiden sein T-Shirt auszieht oder headbangend ins Publikum springt. Wenn sich beide wieder von der schweißgetränkten Energie ihres live erzeugten Sounds mitreißen lassen, weiß man wieder, wie Punk im 21. Jahrhundert klingen sollte.

Die elektronische Pop-Sensation des vergangenen Jahres war zweifellos SOPHIA KENNEDY, die mit ihrem selbstbetitelten Longplayer auf DJ Koze’s Pampa-Label die Herzen im Sturm eroberte. Allerdings geht Kennedys Musik weit über das hinaus, was man allgemein mit Clubmusik assoziiert. Das mit Mense Reents (Die Vögel, Die goldenen Zitronen) gemeinsam produzierte Album entfaltet Stück für Stück eine ungeheure Vielgestaltigkeit „von Doo-wop bis Dubstep“ (Jens Balzer), wobei ihre unverwechselbare Stimme und das exzeptionelle Songwriting sich geradezu leitmotivisch durchziehen. Trotz oder wegen der Vielzahl von Referenzen, die man sicherlich heraushören kann – wenn man denn will –, steht Kennedys Musik monolithisch in der deutschen Pop-Musik.

Mit POLLYESTER ist zudem eine Disco Queen mit im Programm, die sich mit psychedlischem Kraut und intelligentem Synth-Pop international einen Namen gemacht hat. An die Stelle der alten Bandformation tritt nun eine brandneue Solo-A/V-Show, die mit neuen Songs, Video und Tänzern (!) aufwartet, und die in diesem Sommer als Support von Róisín Murphy’s München-Konzert Premiere feierte.

Dazu kommt noch der südafrikanische Queer-Pop-Sensation ANGEL HO – die Gründerin des panafrikanischen Künstler*innenkollektivs NON (zu dem auch FAKA gehören), zieht politisch ins Feld gegen die hetero-normative Diktatur und Rassismus, und schafft dabei wunderbar seltsame Klangwelten zwischen avantgardistischem Experiment à la Arca und digital gefärbtem Mainstream-HipHop einer Missy Eliott. So hört sich die Pop-Musik der Zukunft an!

Für das abschließende DJ-Set konnten wir FAM_DJ TRYNITI gewinnen. Tryniti (FAM_), based in London, wurde 2017 im Club von David Getta angesprochen. Im anarcha-feministischen Label FAM_ (Berlin/Marseille/London) unter Vertrag, bekannt für das innovative Nightclub-Djing mit Handy und ohne skills, legt Tryniti aka some_lane experimental Clubsounds, Hardcore Hiphop, Softpop und Trashcore auf und feilt an schlechten Übergängen. 

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Informationen zum Stück

  • Ritournelle
  • Lange Nacht der elektronischen Pop-Musik
  • Powered by Brost-Stiftung
    Line up: Jon Hopkins, Zebra Katz, Giant Swan, Sophia Kennedy, Pollyester, Angel Ho, FAM_DJ Tryniti  

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