Text
Schöpferwahn und Gottkomplex und dazwischen ein Gewitter.
Die 18-jährige Mary Wollstonecraft Godwin flieht mit ihrem Geliebten, dem noch verheirateten Dichter und Revolutionär Percy Shelley, und dem gemeinsamen Kind vor der sozialen Ächtung der Londoner Gesellschaft auf den Kontinent. Am Genfer See treffen sie auf den berüchtigt-berühmten Poeten Lord Byron und verbringen den Sommer miteinander.
Wobei: Der Sommer fällt aus. Es ist das kalte Jahr 1816, klimatische Folge eines Vulkanausbruchs in Indonesien. Liegt es also am schlechten Wetter, dass die jungen begabten Leute drinnen hocken und einen Schreibwettbewerb ausrufen, auf dass die beste Gespensterstory gewinne? Oder am Konsum von Laudanum plus Schauergeschichten? Oder an den Gesprächen über Somnambulismus, über neueste wissenschaftliche Experimente (Tote, die mit Elektrizität zum Leben erweckt werden!), über das Verhältnis von Biologie und Religion (Materie schlägt Seele, oder war es umgekehrt?).
Fakt ist: Hier entstehen die ersten Ideen zu dem Roman Frankenstein. Hier beginnt der mythische Kampf zwischen dem Wissenschaftler Victor Frankenstein und seiner zusammengebauten Kreatur, die, soeben zum Leben erwacht, von ihm verstoßen wird und die ihn fortan verfolgt, ihr Recht auf Liebe fordernd, um den Preis einiger Toten.
Und: Hier betritt die zukunftsweisende Autorin Mary Shelley die literarische Bühne, erobert sich eine junge weibliche Stimme künstlerischen Raum. Ihr erster Roman: heute Kult und Mythos, Popkultur und epochale Signatur.
In der Inszenierung von Tom Schneider wird die Bühne Mary Shelleys „Zimmer für sich allein“, frei nach Virginia Woolf, ein Schöpfungsraum, Werkstatt, Atelier. Die Schauspielerin und bildende Künstlerin Karin Moog erschafft eine aufwendig gestaltete visuelle Welt, in der Mary Shelley mit Percy Shelley und Lord Byron, Victor Frankenstein und seinem Monster eine Geschichte sucht und Unsterblichkeit findet.
Audio Inhalte
Informationen zum Stück
- Frankenstein
- nach dem gleichnamigen Roman von Mary Shelley
- unter Verwendung von Auszügen aus SCHMUTZIGE SCHÖPFUNG - Making of Frankenstein von Thomas Melle
- Regie: Tom Schneider
- Mit: Victor IJdens, Karin Moog, Oliver Möller
- Ort: Schauspielhaus
- Dauer: 1:45, keine Pause
- Premiere: 18.10.2024
- Sprache: DE EN
Vorstellungen
Schauspielhaus
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Video Inhalte
Beteiligte
- Regie: Tom Schneider
- Regie: Tom Schneider
- Bühne, Kostüm: Andrijana Trpković
- Lichtdesign: Sirko Lamprecht
- Soundkonzept, Komposition: Daniel Nerlich
- Choreografische Mitarbeit: Alice Gartenschläger
- Dramaturgie: Angela Obst
- Regieassistenz: Christian Feras Kaddoura
- Bühnenbildassistenz: Max Manderbach
- Kostümassistenz: Minna Liebhart
- Regiehospitanz: Vanessa Stais
- Kostümhospitanz: Paula Neu, Noa Trölenberg
- Dramaturgiehospitanz: Liz Colyn
- Inspizienz: Ulrike Schaper
- Soufflage: Dr. Arian Schill
- Übertitelinspizienz: Sandra Marzinkowski / Holger Rademacher
- Mit: Victor IJdens, Oliver Möller, Karin Moog
Bilder
Pressestimmen
Schneiders Inszenierung führt eine vielschichtige Bühnenperformance vor, die sich dem Romanstoff nähert und "Frankenstein" nach zweihundert Jahren Rezeption um einige erstaunliche Akzente erweitert.
Westfälischer Anzeiger, Achim Lettmann
Ein rätselhafter, magischer und unterhaltsamer Abend mit einem hervorragenden Ensemble.
theater:pur, Antje van Bürck