Text
Familientragödie, in Whiskey getränkt: Selten hat jemand so messerscharf den amerikanischen Traum seziert.
Über dem Haus der Familie Tyrone liegt brütende Hitze. Schatten werfen einzig die Verwerfungen, die sich innen abspielen: Die Morphiumsucht der Mutter, die Schwindsucht des Sohnes, der Lebenswandel seines Bruders, der Alkoholismus aller, der tote dritte Bruder. Doch über diese Dinge spricht man nicht. Stattdessen schleichen alle umeinander, lügen sich an und gehen der unübersehbaren Wahrheit mit aller Anstrengung aus dem Weg. Denn trotz allen Misstrauens, das unter der gespielten Idylle schwelt, lieben sich diese Menschen in aller Verzweiflung: Die Angst, sich zu verlieren, ist größer als der Wille, die Probleme anzusprechen. Jeder ist seine ganz eigene Katastrophe. Eugene O’Neill beschreibt schonungslos ehrlich einen Tag einer Familie, die nach Vergebung und Halt sucht, aber längst alle Rettungsleinen, nach denen sie greifen könnte, durchtrennt hat.
Was bleibt ist die Schönheit der Chance, die in der Hoffnung steckt, dass mit einem weiteren Tag doch einmal alles gut werden kann.
Audio Inhalte
Informationen zum Stück
- Eines langen Tages Reise in die Nacht
- von Eugene O’Neill
- Regie: Johan Simons
- Mit: Pierre Bokma, Konstantin Bühler, Guy Clemens, Django Gantz, Alexander Wertmann, Elsie de Brauw
- Ort: Schauspielhaus
- Dauer: ca. 3:30, eine Pause
- Premiere: 27.09.2024
- Sprache: DE EN
Vorstellungen
Video Inhalte
Beteiligte
- Regie: Johan Simons
- Regie: Johan Simons
- Bühne: Eva Veronica Born
- Kostüm: Katrin Aschendorf
- Lichtdesign: Bernd Felder
- Fassung: Angela Obst
- Dramaturgie: Marvin L. T. Müller
- Regieassistenz: David Goldmann
- Regiehospitanz: Jana Helena Kirbisch
- Inspizienz: Nora Köhler
- Soufflage: Isabell Weiland
- Sprachcoaching: Roswitha Dierck
- Bühnenbildassistenz: Isabela Voicu
- Kostümassistenz: Una Güth, Jana Kuhlemeier
- James Tyrone: Pierre Bokma
- Mary Cavan Tyrone: Elsie de Brauw
- James Tyrone junior: Guy Clemens
- Edmund Tyrone: Alexander Wertmann
- Butler: Konstantin Bühler
- Geist: Django Gantz
Bilder
Pressestimmen
Die Menschendarsteller:innen auf der Bühne sind sensationell. Das Ensemble strahlt und macht die dreieinhalb Stunden zu einem Erlebnis. Diesen Darsteller:innen zusehen zu dürfen, wie sie ihre Figuren entwickeln, ist eine Freude. Transparent, verletzlich und verletzend, nachvollziehbar, zart und auf der anderen Seite brachial – die ganze Bandbreite allzu menschlicher Emotionen ergeben einen grandiosen Abend. Kein bisschen angestaubt, topaktuell und ergreifend!
Coolibri, Petra Zimmermann
Johan Simons bringt eine ungeahnte Leichtigkeit in diesen Text, ohne die tiefe Einsamkeit und die panische Verzweiflung der Tyrones an den platten Gag zu verraten. [...] Ein Schauspielerfest ersten Ranges.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Sven Westernströer
Jubel für großes Menschentheater.
kultur.west, Andreas Wilink
Das ist sehenswert und originell.
WDR 5 Scala
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Martin Burkert
Intendant Johan Simons blickt genau auf die Figuren in dem Familiendrama „Eines langen Tages Reise in die Nacht“. In Bochum gelingt ein Bühnenrealismus, der aufs Menschliche fokussiert.
Westfälischer Anzeiger
,
Achim Lettmann
Intendant Johan Simons inszeniert im Schauspielhaus Bochum Eugene O’Neills Stück „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ als bedrückendes Tableau menschlicher Unzulänglichkeiten. [...] Ein großartiger Theaterabend ist es geworden, getragen von Akteuren, denen die Berufsbezeichnung Schauspielkünstler angemessen ist.
Revierpassagen
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Rolf Pfeiffer