Text
Es ist eine weltumspannende Reise, die Haare zurücklegen, bis sie bei uns als Perücke in einer Auslage liegen. Und darin sind erstaunliche, unsichtbare und bewegende Geschichten verborgen. Es lohnt, von jenen Frauen zu erzählen, die ihr Haar geben, von jenen, die es verarbeiten, und von jenen, die das Haar ihnen unbekannter Frauen tragen. Was bedeuten Perücken – nicht erst heute, sondern auch historisch? Was überhaupt sind Haare?
Manuela Infante erarbeitet für die Bühne ungewöhnliche Themen (der Rohstoff Öl, die Geräusche der Straße, Vampire) und nimmt dabei besondere Perspektiven ein – in der Regel eine spezifisch weibliche. Und sie fördert Unbekanntes und Erstaunliches zutage. Die Theaterkunst der Chilenin liegt in ihren starken Bühnentexten, die eher aus dem Geist der Materie (Haare) heraus entstehen als dass sie von Figuren ausgehen. Das Schauspielhaus lädt die Autorin, Musikerin und Regisseurin Manuela Infante nach Noise. Das Rauschen der Menge nun zum zweiten Mal ein, in Bochum zu inszenieren. 100% peruanisch-amazonisches Haar ist atmosphärisch dichtes Theater, Erzählung und Poesie, Schauspiel und Labor.
Informationen zum Stück
- 100% peruanisch-amazonisches Haar
- von Manuela Infante
- Übersetzung von Gianluca Elbert
- Regie: Manuela Infante
- Mit: William Cooper, Gina Haller, Veronika Nickl, Abenaa Prempeh, Jing Xiang, Lukas von der Lühe
- Ort: Kammerspiele
- Premiere: 05.06.2024
Informationen zu den Vorstellungen
Statement vom künstlerischen Team zur Titeländerung:
„Dieses Stück ist während des Probenprozesses entstanden und geschrieben worden. Das bedeutet, dass unser spezifischer Standpunkt zu dem Thema mit den Proben noch nicht klar sein konnte. Das Thema ‚Haare‘ ist sehr breit gefächert, und wir haben es in dem Stück, das wir am 05.06. uraufführen werden, eingegrenzt. Der alte Titel erschien uns nach einige Wochen Proben unpassend für die Fragen, die wir in diesem Stück miteinander verknüpfen: Perücken, Haarausfall, exotisierende Etiketten auf dem Haarmarkt oder wie das populäre magische Denken über Haare unserem gesunden Menschenverstand in Bezug auf das Selbst widersprechen könnte. Dies ist keine ernsthafte Abhandlung über die Geschichte des Haares – wonach der alte Titel Verflechtungen. Das Leben der Haare unserer Meinung nach klang. Es handelt sich um ein irrwitziges, ironisches und spielerisches Gewirr von Erzählungen, die man als Geschichte über Haare bezeichnen könnte.“
Vorstellungen
Video Inhalte
Beteiligte
- Regie: Manuela Infante
- Regie: Manuela Infante
- Bühne: Rocío Hernández Marchant
- Kostüm: Lara Suppe
- Licht: Rocío Hernández Marchant
- Sounddesign: Manuela Infante
- Soundtechnik: Nikolas Dolle
- Dramaturgie: Dorothea Neweling, Camila Valladares Farrú
- Regieassistenz: Lynn Dokoohaki
- Bühnenbildassistenz: Anita Ackva
- Kostümassistenz: Zoe Maria Böck
- Soufflage: Jutta Schneider
- Inspizienz: Jonas Kissel
- Übertitel: Leonie Mevissen / Gianluca Elbert
Bilder
Pressestimmen
„Ein großartiges Beispiel, wie Aufklärung mit Erkenntnisgewinn und ohne jede Zeigefingererhebung im Theater funktionieren kann.“
Theater heute, Christine Wahl
"Das beeindruckende und einzigartig vielschichtige Theater der Verstrickungen von Manuela Infante ist schwer greifbar, ist weder Diskurs- noch Dokumentartheater und hat doch von beidem etwas. Es ist abstrakt, dicht und trotzdem spielerisch. Es ist ein Schauspiel, das Theater feministisch und dekolonial perspektiviert, und mit all seinen Mitteln ernsthaft beforscht."
nachtkritik.de, Theresa Schütz
"Es ist ein wirklich höchstinteressanter Abend, an den man sich aber anpirschen und zu dem man sich durcharbeiten muss."
Deutschlandfunk Kultur Fazit, Stefan Keim
"Die chilenische Regisseurin und Autorin Manuela Infante zählt zweifellos zu den politischsten Theatermacherinnen unserer Zeit. Wie all ihre Arbeiten ist auch diese eine kritische Auseinandersetzung mit den zerstörerischen Auswirkungen des globalen Kapitalismus. Dennoch hat ihre Inszenierung nichts Belehrendes. Auf kunstvolle und spielerische Weise verwandelt sie ihre Recherchen in ironische Theaterszenen, deren phantasievolle Bilder zum Staunen und zum Nachdenken anregen."
kultur.west
,
Sascha Westphal
Eine ungewöhnliche, eigenwillig versponnene Aufführung mit einer großartigen Balance Melancholie und Humor, Poesie und Politik.
theater:pur
,
Dietmar Zimmermann