Text

Mit Corona kam auch die boomende Kreuzfahrtschifffahrt vorläufig zum Erliegen. Doch inzwischen wird wieder um die verunsicherte Kundschaft geworben: „Bleiben Sie unter sich: Rundumsorglos – an Bord und an Land.“

Für manche klingt das mehr wie eine Drohung. Eine siebentägige Luxuskreuzfahrt in der Karibik zum Beispiel – für David Foster Wallace kann es keine kürzere Definition für die Hölle geben. Im Auftrag von Harper’s Magazine ging der berühmte US-Autor Mitte der Neunziger an Bord der Zenith und stach von Key West aus in See. Ein Selbsterfahrungstrip besonderer Güte. Und ein grandioser Reisereport, der seit Jahren auf den Bestsellerlisten steht: Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich.

Wallace begibt sich in die kundigen Hände der Schiffscrew, deren Slogan „Your Pleasure is our Business“ (Ihr Vergnügen ist unser Geschäft) bisweilen einen drohenden Unterton annimmt. Er kämpft gegen die Angst, von einer ungemein effizienten Unterdruck-Toilette entsorgt zu werden. Er nimmt am Wettbewerb um die schönsten Männerbeine teil. Er beobachtet 500 amerikanische Leistungsträger*innen beim Ententanz. Und er hört erwachsene Menschen am Info-Counter fragen, ob man beim Schnorcheln nass wird, ob die Crew ebenfalls an Bord schläft oder um welche Uhrzeit das Mitternachtsbüffet eröffnet wird.

Eine Woche lang macht Wallace alles mit, was das Bordleben für den erholungsbedürftigen Urlauber bereithält. Umgeben von Jubel, Trubel und Heiterkeit, wird er selber zunehmend stiller und beginnt, sich in seiner Kabine einzuigeln. So gerät diese Reise übers Meer auch zu einer berührenden Reise zu sich selbst. Doch man muss sich den Dingen stellen und vor allem dem, was für andere Menschen die schönste Zeit des Jahres bedeutet.

David Foster Wallaces so komische wie einfühlsame Beobachtungen über das Leben an Bord einer schwimmenden Hochzeitstorte, über eigentümliche Reisegenoss*innen, unvergessliche Landgänge, den Terror des Amüsierzwangs sowie die eignen Zweifel und Ängste nannte die FAZ ein

„Meisterstück der literarischen Reportage“ und Harald Schmidt schlicht „ein grandioses Buch“. Jetzt als großes Schauspieler-Solo. Leinen los – oder will doch noch jemand zu Hause bleiben?

Mehr Weniger

Audio Inhalte

Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte von player.podigee-cdn.net angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Schauspielhaus Bochum hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Informationen zum Stück

  • Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich
  • nach David Foster Wallace
  • aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay
    Bearbeitung von Vasco Boenisch
  • Regie: Tamó Gvenetadze
  • Mit: Stefan Hunstein, sowie der Besatzung des Schauspielhaus Bochum und einem Überraschungsgast
  • Ort: Kammerspiele
  • Dauer: 1:40, keine Pause
  • Premiere: 12.06.2021
  • Sprache: DE

Vorstellungen

So.08.12
Zum 50. Mal
19:00 — 20:45
Kammerspiele

Video Inhalte

Videotrailer Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich
(c) Siegersbusch Film

Beteiligte

  • Mit: Stefan Hunstein, sowie der Besatzung des Schauspielhaus Bochum und einem Überraschungsgast

Bilder

Pressestimmen

Pressestimmen

Auf dem Deckchair hockt der Passagier niedergeschlagen, erschöpft, leer. Regisseurin Tamo Gvenetadze erinnert an Autor Wallace, der sich mit 46 Jahren schwer depressiv das Leben nahm. Hunstein blickt mit seiner Figur immer wieder in solche Abgründe angesichts eines Tagesablaufs, der von Tontaubenschießen, über die schönsten Männerbeine bis zur Nordküste Jamaikas alles bietet, was niemand braucht. Mit beißendem Sarkasmus spießt er solche Erlebnisse auf.
Westfälischer Anzeiger, Achim Lettmann

Brillantes Hunstein-Solo in Bochum.
halloherne.de, Pitt Herrmann