Text

„Manchmal spürt man erst beim Schreiben, dass ein Text eine bestimmte Form sucht, dass die Worte nicht nur geschrieben, sondern gesprochen, gezeigt werden wollen, mehr noch: dass das, was man schreibt, den eigenen Körper betrifft, die eigene Haut, dass man einen Raum braucht, ein Theater, in dem man sich anders ausliefert, direkter und schutzloser.“ 

Mit diesem Abend möchte Carolin Emcke über einige der Fragen nachdenken, die zuletzt durch die #MeToo-Debatte aufgeworfen wurden. Was sind die Bilder und Begriffe, welche Musik und welche Praktiken prägen unsere Vorstellungen von Lust und Unlust, wie bilden sich die Strukturen, die Muster, die Normen, in die hinein Männer und Frauen und alle dazwischen sich einpassen? Welche Hautfarben, welche Körper werden besonders in Zonen der Ohnmacht und des Schweigens verwiesen? Wie lässt sich Gewalt entlarven und verhindern, wie lassen sich Begehren und Lust ermöglichen? Welche Sprachen braucht es dafür, welche Räume, welche Allianzen? Mit heiteren, zornigen, poetischen, melancholischen Miniaturen versucht Carolin Emcke sich den vielschichtigen Facetten der Fragen von Sexualität und Wahrheit zu nähern.

„Vielleicht muss das mit dem Wollen noch einmal erklärt werden. Etwas Spezifisches von einer bestimmten Person nicht zu wollen, heißt nicht, nichts zu wollen. […] Ein ‚Nein‘ grenzt nur etwas ab, um, womöglich, dadurch die Räume zu öffnen für das, was gewollt wird, was Lust bereitet.“
(Carolin Emcke)


Carolin Emcke, geb. 1967. Studium der Philosophie, Politik und Geschichte in London, Frankfurt am Main und an der Harvard University. Von 1998–2006 war sie Redakteurin beim Spiegel und als Auslandsredakteurin in vielen Krisengebieten unterwegs. 2003/04 Visiting Lecturer für Politische Theorie an der Yale University. Von 2007 bis 2014 internationale Reporterin für die ZEIT, seit 2014 Kolumnistin für die Wochenend-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und freie Publizistin.

Seit der Spielzeit 2004/2005 kuratiert und moderiert Carolin Emcke die Gesprächsreihe Streitraum.

Jüngere Publikationen u. a. Stumme Gewalt – Nachdenken über die RAF (2008), Wie wir begehren (2012), Weil es sagbar ist. Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit (2013), Gegen den Hass (2016).
Auszeichungen (Auswahl): Otto-Brenner-Preis für Kritischen Journalismus (2010), Deutscher Reporterpreis in der Kategorie „Beste Reportage“ (2010), Wahl zur Journalistin des Jahres (2010), Johann-Heinrich-Merck-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für ihr Gesamtwerk (2014), Lessing-Preis des Freistaats Sachsen (2015), Preis der Lichtenberg Poetik-Dozentur, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2016).

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Informationen zum Stück

  • Ja heißt ja und …
  • Eine Lecture Performance von und mit Carolin Emcke
  • Dauer: ca. 90 min

Beteiligte