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Auf Einladung des renommierten Athens Epidaurus Festival hat Johan Simons für die 67. Edition im Sommer 2022 das Stück Alkestis von Euripides, das 438 v.Chr. uraufgeführt wurde, zunächst für das Amphitheater in Epidaurus inszeniert und zeigt es als Eröffnung der Spielzeit 2022/2023 im Bochumer Schauspielhaus.
Alkestis ist ein Theaterstück über falsche Entscheidungen. Allerdings über Entscheidungen, die nichts anderes als falsch sein können, weil ihnen ein Göttergeschenk zugrunde liegt, das menschliches Maß und Urteilsvermögen bei Weitem überschreitet. Admetos, Herrscher über Thrakien, kann einem frühen Tod entgehen, wenn er, so stellt der Gott Apollon es in Aussicht, jemanden findet, der an seiner Stelle freiwillig in den Tod zu gehen bereit ist. In der gesamten Verwandtschaft findet sich niemand, auch seine beiden Eltern weigern sich; allein Alkestis, seine Frau, bietet ihm dieses Opfer an. Alkestis gibt ihr Leben jedoch nicht vorbehaltlos auf. Sie macht Admetos Vorschriften darüber, wie er mit seinem weiteren Leben, also ihrem Geschenk, umzugehen hat. Er soll im Interesse der Kinder keine zweite Ehe eingehen, sie hält jede mögliche zweite Frau für ungeeignet und niedrigeren Sinnes als sich selbst. Sie macht ebenfalls deutlich, dass sie – im Falle seines Ablebens – leicht einen zweiten Mann hätte heiraten können, und überdeutlich, dass sie selbst keine Waisenkinder erziehen möchte – etwas, was Admetos unweigerlich bevorsteht. Auch spricht sie lange darüber, dass seine Eltern diesen Verzicht auf das jeweils eigene Leben nicht haben auf sich nehmen wollen. Sie macht Admetos auf alle offenstehenden Konflikte nach ihrem Tod aufmerksam, damit er zukünftig in dem Bewusstsein leben muss, dass er von ihr mehr bekommen hat, als er jemals zurückgeben kann. Das heißt, er gewinnt ein Leben ohne Sinn – sein Leben soll von fortwährender Trauer bestimmt und ganz in der Vergangenheit verhaftet sein. Alkestis und Admetos machen sich gegenseitig das Leben beziehungsweise den Tod nicht leichter, im Gegenteil, beides erscheint am Ende gleichermaßen sinnlos. Das Weiterleben von Alkestis nach der Deus-ex-machina-Rettung durch Herakles ist undenkbar; als er sie zurückbringt und Admetos sie erkennt, steht sie einfach da, zurückgestellt an einen Ort, der ihrer nicht mehr ist – und schweigt.
Informationen zum Stück
- Alkestis
- von Euripides
- musikalische Motive nach Christoph Willibald Gluck
- Regie: Johan Simons
- Mit: Pierre Bokma, Christopher Bruckman, Antonia Busse, Dominik Dos-Reis, Boris Gurevich, Ann Göbel, Stefan Hunstein, Victor IJdens, Luzia Ostermann, Natalija Radosavljevic, Anne Rietmeijer, Steven Scharf, Ioulia Spanou, Niki Verkaar, Sarah-Léna Winterberg, Elsie de Brauw, Lukas von der Lühe
- Ort: Schauspielhaus
- Dauer: 1:45, keine Pause
- Premiere: 10.09.2022
- Sprache: DE EN
Informationen zu den Vorstellungen
Die letzte Vorstellung fand am 19.02.2023 statt.
Video Inhalte
Beteiligte
- Regie: Johan Simons
- Regie: Johan Simons
- Bühne: Johannes Schütz
- Kostüm: Greta Goiris
- Mitarbeit Kostüm: Flora Kruppa
- Musik: Steven Prengels
- Video: Voxi Bärenklau
- Lichtdesign: Bernd Felder
- Sounddesign: Will-Jan Pielage
- Dramaturgie: Susanne Winnacker
- Regieassistenz: David Goldmann
- Bühnenbildassistenz: Daniel Gantz, Íngrid Pons i Miras, Anita Ackva
- Kostümassistenz: Flora Kruppa / Isabela Voicu
- Sprachcoaching: Roswitha Dierck
- Soufflage: Isabell Weiland
- Inspizienz: Ulrike Schaper
- Übertitelinspizienz: Sandra Marzinkowski / Jonas Kissel
- Alkestis: Anne Rietmeijer
- Admetos: Steven Scharf
- Amme, Dienerin: Elsie de Brauw
- Herakles: Pierre Bokma
- Pheres, Vater: Stefan Hunstein
- Kind: Dominik Dos-Reis
- Kind (ab 16.10.22): Niki Verkaar
- Kind (bis 09.10.22): Ann Göbel
- Tod: Lukas von der Lühe
- Apollon: Victor IJdens
- 1. Sopran: Antonia Busse
- 2. Sopran (A): Natalija Radosavljevic
- Mezzosopran (A): Sarah-Léna Winterberg
- 2. Alt: Luzia Ostermann
- 2. Sopran (B), Mezzosopran (B): Ioulia Spanou
- Orgel (A): Christopher Bruckman
- Orgel (B): Boris Gurevich
Bilder
Pressestimmen
Im September eröffnet Johan Simons die neue Theatersaison mit dieser „Alkestis“, die auch lange Wege lohnt. Ob sie nun nach Epidaurus oder nach Bochum führen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Hubert Spiegel
Die erste Premiere der neuen Spielzeit ist pures Theaterglück.
Welt am Sonntag, Stefan Keim
Zum Totlachen! Zum Heulen! Doppeldeutigkeit ist das Prinzip von "Alkestis". Johan Simons liest "Alkestis" als Komödie. Aber mit Widerhaken. Schluckt man die Komödie, wird man in etwas ganz anderes hereingezogen: heiter und illusionslos traurig.
nachtkritik.de, Gerhard Preußer
Es sind überraschend schwungvolle Noten, die Intendant Johan Simons seinem Publikum zum Spielzeitauftakt im Bochumer Schauspielhaus zugesteht. Aus Euripides‘ über 2400 Jahre alter Tragödie „Alkestis“ schält er ungeahnte Komik.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Sven Westernströer
Der Intendant des Schauspielhauses Bochum erlaubt das Lachen vor dem Ungeheuerlichen, ohne die seelischen Verwüstungen zu verbergen, die das Geschehen hinterlässt.
Westfälischer Anzeiger
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Ralf Stiftel
Es ist hinreißend, wie Steven Scharf die gestischen Dissonanzen zuspitzt, das große Pathosbesteck der Tragödie einem so unangenehmen, so schmerzlich banalen Menschen anpasst, dass es doch rührt. Anne Rietmeijer in der Titelrolle ist kongenial […]
Westfälischer Anzeiger
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Ralf Stiftel
Johan Simons ist mit einer großen Leichtigkeit an das Stück herangegangen. [...] Ein sehr witziger und unterhaltender Abend.
WDR 3 Mosaik
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Stefan Keim
Kooperationen
Koproduktion mit dem Athens Epidaurus Festival